Imágenes de páginas
PDF
EPUB
[blocks in formation]
[ocr errors]

In einem kurzen Aufsatz (homerische Miscellen, Rhein. Mus. XXXV 610) hatte ich mich im Gegensatz zu Naber's quaestiones Homericae dahin ausgesprochen, der nicht allzu häufig vorkommende Ausdruck n' άqıσtsqά in Beziehung auf das Schlachtfeld vor llios, möge nun einer der Genetive μάxns vnov orqarov dabei stehen oder nicht, sei immer vom Griechenlager aus zu verstehen, d. h. er bedeute immer die östliche Seite des Schlachtfeldes.

Dafs dem so sei, schien mir immer das Natürlichste zu sein, in Erwägung dessen, dafs jeder Dichter, mit dem wir es im Homer zu thun haben, ein Grieche ist, und dafs er sich die von ihm besungenen Kampfscenen demgemäfs wohl von dem Lager der Achäer aus werde vorgestellt haben. Es wollte und will mir auch jetzt noch nicht in den Sinn, dafs ein solcher für die grofsen Züge der Schlachten, mochten nun Achäer oder Troer die Angreifenden sein, jemals das skäische Thor sich sollte zum Standpunkt ausersehen haben, wie vielleicht mancher heutige Leser thun wird, weil unsere Landkarten so eingerichtet sind, dafs wir auf denselben von Süden nach Norden schauen.

Weil ich aber jenen Aufsatz unter dem unmittelbaren Eindruck des Naber'schen Buches niederschrieb, so hatte ich für 4 498, wo Naber das in' άqioteqά von der westlichen Seite erklärt, einen obiectiven Beweis auf Grund einer Voraussetzung, die jener Gelehrte selbst macht, hinzugefügt und gezeigt, dafs bei dieser Voraussetzung auch für ihn die linke Seite als die östliche sich ergebe.

Diese ganz vernünftige Voraussetzung, die aber in unserer Ilias freilich mehrfach verleugnet wird, besteht darin, dafs jeder Heerführer in der Schlacht eine seinem Platz im Lager analoge Stellung einnehme, dafs also die Schlachtreihe der Achäer nach dem Auszuge aus dem Lager der Ordnung in diesem für gewöhnlich entsprechend zu denken sei. Nun setzt aber der holländische Gelehrte zwar nicht immer, aber doch an hervorragender Stelle Nestor und Idomeneus, um die es sich in handelt, auf den linken (östlichen) Flügel des Lagers. Das entspricht auch den Thatsachen, wenn man die Überlieferung zu Grunde legt, dafs Achill bei Sigeion, Aias Telamonis bei Rhoiteion, also im Osten das äufserste Ende des Lagers einnimmt. Denn erstens kommt Patroklos ( 805 ff.) auf dem Rückwege von Nestors Zelt bei den Schiffen des Odysseus vorbei, deren Stand ( 5-9) in der Mitte sich befindet; also ist Nestor links, d. h. östlich. Und zweitens, Idomeneus erscheint stets nicht weit von den beiden Aias ( 229. 230 ▲ 251. 273 K 112), die auch sonst gewöhnlich als unzertrennlich genannt werden (M 335 N 197. 313), also links, d. h. östlich. Nestor und Idomeneus kommen aber in jener Schlacht, welche 1 anhebt, vor V. 498 überhaupt nicht vor, müssen also, da nichts Anderes gesagt ist, links, d. h. östlich gedacht werden. Und darum schien es mir evident, dafs auch Naber, wenn Hektor dort μάχης ἐπ' ἀριστερὰ μάρνατο πάσης . .. Νέστορα τ' ἀμφὶ μέγαν καὶ ἀρήιον Ιδομενήα, jenes ἐπ' ἀριστερά auf die östliche Seite beziehen müfste.

Ebenso unterliegt es nicht dem geringsten Zweifel, dafs N 765, wo Hektor seinen Bruder

Paris μάχης ἐπ' ἀριστερὰ δακρυοέσσης findet, in demselben Sinne gemeint ist. Das folgt aus der doch wohl nicht unberechtigten Vorstellung, dafs, wenn die uns geschilderten Turniere von Achäern und Troern nicht zu einem gänzlich unorganischen wüsten Hinundher und Durcheinander werden sollen, die Hauptheerführer sich während der Schlacht so lange an derselben Stelle aufzuhalten haben, wo der Dichter sie einmal hingestellt hat, bis er eine Änderung für gut befindet und davon dem Publikum Mitteilung macht. Nicht als wollte ich in den homerischen Schlachten ein Bild militärischer Operationen mit rechtem und linkem Flügel und Centrum erkennen. Aber man mufs sich die erzählten Sachen doch vorstellen, sich ein Bild davon machen können, d. h. der Dichter darf doch seine handelnden Personen nicht derartig durcheinander werfen, dafs, falls Ortsbestimmungen gegeben werden, diese einander widersprechen. Da nun die, nach welchen Hektor N 770 fragt, Deïphobos Helenos Adamas Asios Othryoneus, alle gegen den linken (östlichen) Flügel der Achäer gekämpft haben, Paris aber das mit angesehen und selbst an diesen Kämpfen teilgenommen hat, so findet ihn Hektor auf dem linken, d. h. östlichen Flügel der Achäer.

Aufser diesen beiden Stellen sind es noch 7, an welchen der Ausdruck n' άqıσteqά vorkommt. Davon steht eine im Schiffskatalog B 526, von der wohl niemand leugnen wird, dafs ἐπ' ἀριστερά daselbst “östlich bedeute: die Phoker nämlich Βοιωτῶν ἔμπλην ἐπ' ἀριστερὰ θωρήσσοντο. Zweimal heifst es νηῶν ἐπ' ἀριστερά (Μ 118 N674), was auch für Naber den von mir angegebenen Sinn hat, gleichwie n' àqiotéq' ëxe στqaτov N 326 (von Idomeneus zu Meriones gesagt). Bleiben noch 3 Stellen. An zweien davon (P 116. 682) sucht ein Achäer einen Achãer und findet ibn μάχης ἐπ' ἀριστερὰ πάσης, was sich doch wohl schwerlich jemand von Troia aus vorstellen wird. Die letzte endlich ist im fünften Buche, wo von der durch Diomedes verwundeten Aphrodite μáxys èπ' άqioteqά (355) Ares gefunden wird, welchen nicht allzu lange vorher Athene aus der Schlacht geführt und am Skamander (also wie in ▲) zum Sitzen genötigt hat: 36 xaɛtoev iπ' qióevti Exaμávdow. Hier allein kann der Umstand, καθεῖσεν ἐπ' Σκαμάνδρῳ. dafs Ares und Aphrodite den Troern beistehen, uns nicht veranlassen, unter dem ' àqıσtegá uns etwas Anderes vorzustellen, als was es an 8 Stellen aus guten Gründen für uns bedeutet. Dieses nämlich war die Naber'sche Lehre, νηῶν ἐπ' ἀριστερά bedeute östlich; wo νηῶν nicht dabei stehe, müsse man sehen, ob von Achäern oder Troern die Rede sei; im ersteren Falle sei es östlich, im letzteren westlich. Hiernach bleiben für 'östlich' B 526 M 118 N 326. 674 P 116. 682, für 'westlich' E 355 498 N 765. Schade nur, dafs eine solche Unterscheidung etwas künstlich Berechnendes und zu dichterischen Gewohnheiten, wie mir scheint, nicht eben Passendes hat, und dafs in die Frage etwas schwierig zu beantworten sein dürfte, ob von Achäern oder Troern die Rede sei, da in der That von Achäern und Troern dort gesprochen wird. Ich setze die Worte her:

497 οὐδέ πω Εκτωρ | πεύθετ', ἐπεί ῥα μάχης ἐπ' ἀριστερὰ μάρνατο πάσης, | ὄχθας παρ ποταμοῖο Σκαμάνδρου, τῇ ῥα μάλιστα | ἀνδρῶν πῖπτε κάρηνα, βοὴ δ' ἄσβεστος ορώρει, | Νέστορα τ' ἀμφὶ μέγαν καὶ ἀρήιον Ἰδομενα.

Wer darum, weil in diesem Satze Hektor zuerst genannt wird, die Behauptung aufstellen wollte, es sei überhaupt nur von Troern darin die Rede, der dürfte doch ovdiv λéyei, und es müfste doch dann freistehen, sich hier je nach Neigung zu entscheiden, d. h. diese Stelle würde jede Beweiskraft verlieren. Bleibt also, da ich für N 765 den Gegenbeweis geführt habe, eigent

lich nur noch E 355, wo die Sache

non liquet. Indessen wer in 4, weil dort von Nestor

und Idomeneus die Rede ist, die linke Seite am Skamander als die östliche verstehen wollte, dem wäre doch nicht zu verargen, wenn er dieselben Elemente auch ohne die Achäer in E ebenso zu deuten der Reinlichkeit wegen vorziehen wollte.

Also wer zugiebt, dafs νηῶν ἐπ' ἀριστερά östlich und wo von Achäern gesprochen wird, auch n' aquoteoά allein oder mit μázs östlich bedeute, für den bleibt von den 9 Stellen keine übrig, von der er beweisen kann, der Ausdruck sei auf den Westen zu beziehen. Mit Solchen aber hatte ich es in jener Abhandlung allein zu thun. Ob es noch andere Meinungen gebe, danach habe ich absichtlich damals nicht gefragt, weil ich es durchaus nicht für nötig und erspriefslich halte, wenn man Veranlassung findet etwas drucken zu lassen, überall und immer auch Alles dasjenige anzuführen und zu kritisieren, was Andere früher Anderes über denselben Gegenstand gesagt haben. Hätte ich ein Buch geschrieben über homerische Topographie, so hätte ich die Verpflichtung anerkennen mögen, über meine Vorgänger erschöpfend zu referieren; eine einzelne Abhandlung über ein eng begrenztes Thema, die, wenn sie kurz ist, ihren Zweck in der Regel mehr erfüllt als eine lange, kann sich darauf beschränken, eine eigne Meinung auszusprechen, ohne ab ovo anzufangen. Zumal in Homericis, wo alle Tage so viel gedruckt wird, dafs kaum jemand, der ganz freie Hand hat, seine Zeit nach Wohlgefallen zu verwenden, das Alles in sich aufzunehmen vermöchte, erachte ich es nachgerade für ein Verdienst, einem in die Breite gehenden pruritus scribendi Zügel anzulegen.

Nun hat aber meine Abhandlung Beachtung gefunden bei Herrn Benicken in seinem Werke: Studien und Forschungen auf dem Gebiete der Homerischen Gedichte und ihrer Litteratur. Das XII. und XIII. Lied vom Zorne des Achilleus etc. Nur CCXLVII und 1312 Seiten nebst einem Registerbande. Und dieser Herr hat mir einen scharfen Tadel zuteil werden lassen für die Nichtbeachtung jener anderweitigen Ansichten (S. 1184). Da mufs ich armer Dikaiopolis denn in der That den Kopf auf den Block legen und zusehen, ὅπῃ φύγω αἰπὸν ὄλεθρον.

[ocr errors]

Was sind das also für Ansichten, die ich nicht beachtet habe? So viel ich sehen kann, eigentlich nur zwei. Die eine davon ist das direkte Gegenteil der meinigen und versteht jedes л' άqiστεqά vom Westen, weil: 'der griechische Vogelschauer sein Gesicht nach Norden richtete'. Begründet ist diese Ansicht durch nichts, als durch jene Thatsache. Soll sie aber deshalb richtig sein, so nehme man die griechischen Lexika zur Hand und korrigiere in jedem aqioregós westlich. Aber was hat der griechische Vogelschauer mit der Bedeutung von doortεgós im Homer zu thun? Die andere kann in dieser 'feststehenden' Bezeichnung nur die 'Manier eines Dichters erkennen, die vermutlich von Nachahmern beibehalten wurde'. Feststehend ist diese 'Manier', insofern niemals gesagt wird, dieser oder jener habe sich auf die rechte Seite des Schlachtfeldes begeben. In thesi kommt aber die letztere allerdings vor, denn N 308 fragt Meriones den Idomeneus, wohin er sich zu begeben gedenke, ob ἐπὶ δεξιόφιν παντὸς στρατοῦ oder u. s. w. Dieser Gegensatz bleibt immer auch für n' giorεgά allein bestehen, und man kann höchstens von einer Vorliebe der Dichter sprechen, die linke Seite des Schlachtfeldes hervorzuheben. Worin dieselbe begründet war, wissen wir nicht. Man hat damit verglichen, dafs Verwundungen angeblich 'immer' die rechte Seite des Körpers treffen, und das auch 'so zu sagen zur epischen Manier, zur epischen Formelsprache' gerechnet. Das Unzutreffende dieser Gegenüberstellung springt in die Augen. Links wird der Schild getragen, oft mit Geschossen

« AnteriorContinuar »