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aber erst einmal durch die Thore und über die Brücken der fügsamen Menschennatur ins Innere gestürmt, so verheert er durch Mord und Brand die Seele, die ihm dann unterthan bleibt. Weifs er doch seine Herrschaft stets von neuem dadurch zu befestigen, dafs er von der Wahrheit zur Lüge leitet und die Flammen schändlicher Begierden nährt (p. 22/39). Es wäre ganz verkehrt, durch Flucht vor der Welt dem Kampfe mit dem Bösen in der Welt sich entziehen zu wollen. Die Tugendübungen der Anachoreten und Asketen nennt Camerarius eine thörichte Erfindung (p. 232 u. 324); niemand möge glauben, in der Einsamkeit oder in der klösterlichen Gemeinschaft der Anfälle des Teufels leichter überhoben zu sein, als draufsen im Gewühl des Lebens.3) Des Teufels Anfechtung überwindet nur stete Wachsamkeit über das eigene Herz und fleifsige Übung im Gehorsam gegen Gottes Wort (p. 42 ff. u. 232). Herrschaft aber über die Affekte bedeutet nicht: die Natur in sich ertöten oder in Unvernunft ihr allezeit widerstreben; vielmehr, die Kräfte und Triebe derselben recht entwickeln und recht gebrauchen (p. 238). In der Schwachheit und Verderbtheit seines Wesens findet der Christ, der suchende, Beistand und Aufrichtung bei dem göttlichen Logos und in der Schrift (p. 33). Mit Hilfe derselben lernt er das Wesen Gottes und seinen Willen erkennen. Gott ist der Eine, ungetrennte, unwandelbare und ewige. Er hat eine dreifache Daseinsform, drei Personen, als Vater, Sohn und Geist. Sein Wille aber ist es, (wie er alles durch den Sohn gemacht hat, so) durch den Sohn zu suchen das Verlorene, das Gefallene wieder aufzurichten, das Kranke zu heilen, das Zerstörte neu zu bauen“ (p. 57). Zur Seligkeit sind keine äufseren Gesetzeswerke erforderlich, vielmehr nur Glauben, und zwar der Glauben: dafs der ewige Logos, der Gottessohn, allein der Erretter und Erlöser aller derer sei, die das angebotene Heil annehmen. Das ist der Neue Bund des Glaubens und der Liebe, der durch das Blut des Menschgewordenen Gottessohnes bestätigt und versiegelt ist. Und spezielles (sidizov) Zeichen dieses Bundes ist die Gemeinschaft des Leibes und Blutes unseres Herrn, dazu die Taufe und die Schlüsselgewalt (p. 58, 60). Niemand jedoch könnte durch den Glauben selig werden ohne die göttliche Gnade. Das Geschenk der Gnade wird durch das göttliche Wort angeboten und allein durch den Glauben empfangen. Demnach sind alle, die das Wort hören und die dargebotene Gnade nicht zurückweisen, zum Leben verordnet, die anderen tragen selber die Schuld an ihrer Verwerfung. diesem Sinne wären also die Begriffe der „Erwählung“ und „Verwerfung" ausschliesslich von

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36) Der Katechet sucht überall seiner Auslegung eine anschauliche Grundlage zu geben, bald durch kleine Erzählungen eigener Erfindung, bald durch Beispiele aus der alten Geschichte oder Poesie (durch biblische Stoffe verhältnismässig selten). Dafs der Teufel gerade in der Einsamkeit mit Vorliebe seine Netze stellt, soll folgendes Geschichtchen erläutern. „Ein Einsiedler geht eines Tages in die Stadt, um von dem Erlöse für ein geflochtenes Körbchen Brot zu kaufen. Sein Weg führt ihn an den Wohnstätten von Mönchen vorüber. Dort sieht er allenthalben Schwärme von Teufeln summend und schwirrend umherfliegen. Beim Eintritt in die Stadt, die voller Götzenbilder, schlecht verwaltet und lasterhaft, gewahrt er nur einen einzigen Teufel hoch oben auf dem Turme auf der Warte. Aufser stande sich dies zu erklären, beschwört er im Namen Christi den einsamen Dämon und fordert Auskunft, wie es komme, dafs nur ein einziger seines Gelichters in der gottlosen Stadt geblieben, während draufsen in der Einöde so viele thätig seien. Gezwungen, antwortet jener: Hier genüge die Aufsicht des einen, der nur darauf zu achten habe, dafs es den Bürgern nicht einmal in den Sinn komme, das bestehende Verhältnis zu ändern. Lange schon behaupte Satanas im tiefsten Frieden diese Stadt. Die draufsen belegenen Wohnungen der Mönche beanspruchten dagegen viele Mühe und Arbeit; darum rücke dorthin zu ernstem Kampfe eine so gewaltige Macht ins Feld" (p. 42). — In den Ausführungen des II. und III. Teiles haben übrigens solche Erzählungen, ebenso die Beispiele aus griechischen oder römischen Schriftstellern keinen Platz; an die Stelle derselben treten zum Teil umfängliche Citate aus den oben genannten Kirchenvätern.

der Wirkung des Glaubens oder Unglaubens jedes einzelnen zu verstehen: οἱ γὰρ πιστεύοντες τῷ λόγῳ τετάχαται εἰς τὴν ζωήν, οἱ δ' ἀπειθοῦντες οὐ (p. 283 f.).

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Camerarius bespricht die Lehre von der Gnade erst im zweiten Teile seines Werkes (pag. 267 ff.), im Zusammenhange mit der Unterweisung über den Glauben; wir haben indes zur Vermeidung von Wiederholungen schon im voraus die bezüglichen Gedanken herausgehoben. - Zür weiteren Charakteristik der Katechesis lassen wir aus dem Abschnitte über „die Sünden wider die Gebote" (pag. 92/228) einzelne Züge folgen.

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Bei der Unterredung über das zweite Gebot wird unter den Ceremonieen und Verordnungen, welche in der Kirche nicht von Gott, sondern durch menschliche Gewalt gesetzt sind"37) der Bilder- und Reliquien dienst genannt, der auf einer Stufe steht mit der Götzendienerei (p. 114/127 cf. unten p. 344/360). Von Sokrates heifst es, er sei nicht im stande gewesen das Wohlgefallen Gottes zu erregen, weil ihm trotz seiner Mäfsigung, trotz seines Gehorsams gegen die Gesetze und ungeachtet seiner Standhaftigkeit im Leiden und Sterben die wahre Gotteserkenntnis fehlte (p. 133). Bei der Erläuterung des fünften Gebotes wird die Frage nach der Berechtigung des Tyrannenmordes in das Gebiet der Rhetorik verwiesen (p. 143.) Im Anschlufs an das sechste Gebot erörtert der Katechet Zucht und gute Sitte und tadelt die Genufssucht seiner Zeit. Das ehelose Leben erwirbt kein besonderes Verdienst bei Gott (p. 158).

Ein kurzes Zwiegespräch infolge der Besprechung des siebenten Gebotes behandelt den Geiz als die Wurzel alles Übels (p. 196/200). Im weiteren Verfolge dieser Betrachtung betont der Lehrer die Notwendigkeit, übernommene Verpflichtungen und Verbindlichkeiten im bürgerlichen Leben zu erfüllen (p. 208 ff.). Der Gedankenkreis des achten Gebotes wird auf die Verwerflichkeit von Vorspiegelungen und Täuschungen ausgedehnt; doch findet dies Verbot auf Fabeln und Dichtungen keine Anwendung (p. 217 ff.). Ausgehend von dem bekannten Satze des Simonides, dafs die Poesie eine redende Malerei sei, erklärt Camerarius, Fabeln und Gedichte seien ebensowenig wie Gemälde, die Unwirkliches zur Darstellung bringen, als Täuschung aufzufassen. Die Fabulisten wollen niemand täuschen oder belügen; sie wollen ihren Lesern die Wahrheit, wie sie dieselbe verstehen, anschaulich machen, nicht der grofsen Menge, sondern nur den Einsichtsvollen. So kann, was anderen von Nutzen ist, nicht als Trug gelten. Die Anleitung zum Lesen von Dichtungen soll übrigens der Unterricht geben und der Schule allein die Wahl des geeigneten Lesestoffes anheimgestellt werden. Eine Lektüre, die den Verstand nicht beschäftigt und das Gemüt nicht anregt, oder die gar das religiöse und sittliche Gefühl verletzen würde, wünscht der Katechet zum Henker. Selbst die allegorische Darstellung darf nur mit Vorsicht im Unterrichte Anwendung finden. 3) Auf die Klarstellung unglaublicher Wunderdinge endlich warnt Camerarius viel Zeit zu verwenden, denn Zeit ist kostbar, und es giebt Wichtigeres zu thun: wir müssen nach Selbsterkenntnis streben und uns bereiten, dafs Christus in unseren Herzen Wohnung nehme, damit wir in der Liebe wurzeln und fest werden" (p. 218 ff.).

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Das zweite Hauptstück der Κατήχησις, τὸ δεύτερον μέρος – ἐν ᾧ ἐκκεῖται ἡ τε της πίστεως ὁμολογία καὶ τὰ πρὸς αὐτήν geht von der Erklärung des Unterschiedes zwischen Gesetz und Evangelium aus.

37) Cf. Corp. Ref. XXVIII. p. 436 ff. und 546 ff. 38) Cum forma quadam alieniore res ostenditur et ambagibus quibusdam et involucris verborum implicatur". Cam., elementa rhetoric., p. 291 u. 310: „allegoria ad multiplices ambiguitates se extendit." Auch in seinem Commentar zu den Apostol. Schriften urteilt C. abfällig über die Deutung der Allegorien: „de quibus ita locuti sunt nonnulli, ut fuisse eos youчRTIZOTÉоoovs optandum esse videatur." Notat. fig. p. B. b. 4.

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Das Gesetz umfasst die Gebote, in denen Gott seinen ewigen Willen kundgethan. Da aber seine Gebote nicht gehalten wurden, und die Last der Sünden die Menschen immer schwerer drückte, kam Hilfe vom Evangelium. Dieses aber ist das Wort von der göttlichen Gnade und Liebe, das selig macht alle, die es annehmen durch den Glauben an Jesum Christum“ (p. 251 ff., 399). Glauben wir an das Evangelium, so werden wir gerecht vor Gott, d. h. die Ungerechtigkeit unserer Sünden wird uns aus Gnaden nicht zugerechnet (p. 261/5). Der Glaube allein ist das Aneignungsmittel des Geschenkes der Gnade: καθιστάνομεν τὸ τῆς ἀϊδίου ἀληθείας σωτήριον δόγμα ὅτι μόνῃ τῇ πίστει καὶ οὐδεμιᾷ ἄλλῃ ἤτοι ἕξει ἢ δυνάμει ἢ ἐπιχειρήσει λαμβάνεται δῶρον τοῦ Θεοῦ ἡ δικαιοσύνη ἐν ἀφέσει τῶν ἁμαρτιῶν διὰ Χριστὸν Ἰησοῦν. οὐκ ἐστὶ δὲ λεπτολογία ἥδε, ἀλλὰ γνῶσις ἀναγκαία τῆς ἀληθείας πρὸς σωτηρίαν ἡμῶν καὶ ὁ θεμέλιος, ᾧ ἐπῳκοδόμηται ἐν ἐκκλησία лάντα (pag. 268). An dem Satze: der Glaube allein schaffe die Seligkeit, nehmen viele Anstofs; sie meinen: er hindere und beseitige sogar die Notwendigkeit der guten Werke; dadurch schmeichele er den Neigungen des grofsen Haufens, der stets den Hang habe sich unthätig gehen zu lassen und angestrengte Übung der Tugend zu fliehen. ἔστι δὲ πᾶν μᾶλλον ἤπερ τοῦτο· οὐ γὰρ κηρύσσομεν πίστιν φαύλην τινὰ καὶ ῥάθυμον, ἀλλὰ καὶ πάνυ γενναίαν καὶ φιλόπονον (pag. 273).*) Der wahre Glaube ist ohne den nie erkaltenden Eifer in guten Werken nicht denkbar. Natürlich handelt es sich hier nicht um äufserliche und tote Werke, zu deren Leistung man durch Zwang oder Furcht vor Strafen getrieben würde, auch nicht um die Werke einer selbstgewählten Heiligkeit und Tugend. „Aus Hafs gegen die bösen, aus Liebe zu den wahrhaft guten Werken erfüllt der Gläubige als neue Kreatur in freiem Gehorsam den Willen des göttlichen, ewigen, unwandelbaren Gesetzes, flieht er die verbotenen Werke des Fleisches; er kreuzigt sein Fleisch mit den verkehrten Sünden und Begierden, thut Gott wohlgefällige Werke und bringt Früchte des Geistes, wie sie Christus und die Apostel fordern".40) Das bezweckt die Parabel vom unfruchtbaren Feigenbaum und das Wort des Täufers Johannes: Welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen" (p. 270/4). — Darum ist es ein gottselig Werk, im Glauben immer völliger zu werden und in allen guten und rühmlichen Werken und in jeglicher Tugend sich auszuzeichnen, wie es gebühret den Heiligen, die den alten Menschen ausgezogen und einen neuen angelegt haben, die mit Christo der Sünde abgestorben und der Gerechtigkeit wieder auferstanden sind (pag. 284 ff.).

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In dem Abschnitt ἐκθέσεις συμβόλων τῆς ἁγίας πίστεως (p. 287 f.) folgt die Erklärung der drei ökumenischen Symbole. Über den Verfasser des Athanasianums äussert Camerarius in der griechischen Ausgabe der Katechesis) leise Bedenken, ohne dafs er die kanonische Autorität dieses Bekenntnisses im geringsten herabsetzt. Ob aber Athanasius das betreffende Symbolum selber verfafst hat, wie man heutzutage annimmt, weifs ich nicht zu sagen. Aus gewissen Kennzeichen könnte man vermuten, es sei jünger als die Zeit des grofsen Kirchenvaters und habe besonders in der lateinischen Kirche Eingang gefunden“ (p. 296 ff.); ein Urteil, das ihm heftige Angriffe zuzog, wie er selber noch 1572 bekennt.42)

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39) Cf. Querela Lutheri a. a. 1554 pag. D. 2. 40) Cf. u. a. Ephes. 210. Tit. 211-14 2. Petr. 15-10° 41) In der lateinischen Ausgabe, die sonst fast vollständig der griechischen Urschrift entspricht, ist die betreffende Stelle beseitigt. Andere Abweichungen der beiden Ausgaben von einander finden sich nur an wenigen Punkten. So ist mir z. B. eine Stelle über den Mifsbrauch der Opfer „de abhorrentibus et quaestuosis sacrificiis“ aufgefallen, in der Cam. sich auf „Eusebius, 1. I. demonstr. evang." beruft, den er wider seine Gewohnheit hier ausschreibt (ed. graeca p. 391). Die lateinische Ausgabe ist an derselben Stelle um ein umfangreiches Cìtat aus Chrysostomi Commentar z. zweiten Korintherbrief reicher. Cf. ed. latina p. 335. — 42) In der praefatio ad Lectorem der Notat. figur. in l. IV. Evv. — 1572.

Bei der Erläuterung des zweiten Artikels des Apostolicums, das, nach seiner Überzeugung, wirklich von den Zwölfen als feste Glaubensnorm zusammengestellt wurde, 3) werden die Lehren Manis, die Meinungen der Arianer, des Artemon, des Sabellius, des Paulus von Samosata und die Ansichten der Apollinaristen angedeutet und verworfen (p. 305/7). „Wer die Lehren solcher Haeretiker vernimmt, soll sein Ohr sofort váμati tñs àlyIríaç läutern“. Im weiteren Verlaufe

des Unterrichtes entwirft C. ein Bild des Gottessohnes, der „in der Menschwerdung nicht verlor, was er war, vielmehr annahm, was er nicht war" (p. 307/310). Da die „Historia Jesu", welche wir unten besprechen, das Wesen der gottmenschlichen Natur Jesu und die Lebensaufgabe des Versöhners ausführlicher entwickelt, als dies hier in der Karnynois, geschieht, sehen wir an dieser Stelle ab von einer Wiedergabe des bezüglichen Abschnittes.

Aus der Fülle des weiterhin gebotenen katechetischen Stoffes heben wir nunmehr, dem Gange unseres bisherigen Leitfadens folgend, diejenigen Punkte hervor, welche die Stellung des Camerarius zur römischen Kirche und zu den Hauptlehren des Katholizismus kennzeichnen.

Die Verehrung der Heiligen und der Bilderdienst, welche hauptsächlich die gilagrvoia der Priester befördert, sind dem Götzendienst gleich zu stellen.44) Besonders verwerfich ist ferner die Anbetung der Maria, die man als τὴν ὑπεράγαστον, τὴν χριστοφόρον, τὴν Θεοτόκον, τὴν ἀμόλυντον ἀειπάρθενον — τὴν τοῦ οὐρανοῦ βασίλισσαν καὶ τῶν ἁπάντων ἤδη déлоαν göttlicher Ehren für würdig erklärt. 45) Dass Maria, die jungfräuliche Mutter Jesu, über alles Lob erhaben sei, und dafs sie jetzt in der Ewigkeit bei ihrem Sohne weile, wo auch die Engel sind, ist Cam wohl gewiss. Aber", fährt er fort, welches dort die Beschaffenheit ihres Wesens und der Zweck ihres Aufenthalts sei, weifs ich nicht; ist auch nicht not zu wissen".4") In dem Reliquiendienst erblickt der Katechet einen offenen Rückfall in das Heidentum (p. 356); die Verehrung der Bilder ist ihm geradezu ein karpokratianischer Glaubenssatz. Der Christ soll Gott allein anbeten und ihm dienen (pag. 358).*)

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Seiner evangelischen Überzeugung giebt Camerarius weiterhin in der Erklärung des Glaubensartikels von der Einen allgemeinen christlichen Kirche Ausdruck. Für ihn giebt es nur Eine Kirche Christi, die nicht in Teile gerissen werden kann; „in dieser", so schreibt er 1548 an Veit Amerbach, der seine Professur in Wittenberg aufgegeben hatte, um zur röm. Kirche zurückzukehren, „bin ich geboren und getauft; in dieser habe ich immer gelebt und bitte täglich Christum, dafs er mich nicht von deiner Kirche abfallen lasse".48)

Camerarius ging von der ursprünglichen Idee der zzqoía Christi aus, die alle Gläubigen zu Einer Gemeinschaft verbindet wie die Glieder eines Leibes; sie ist ihm ein

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43) Vergl. die unten besprochene „Historia apostolorum" v. J. 1566, p. 118. 44) Cf. Karny. p. 349, 352, 357 und die oben erwähnte „Invocatio Sanctorum" p. B. 2 u. 4, A. 5. Auch die Lehre von den Totenmessen und vom Fegfeuer erklärt Cam. für erlogen (Ker. p. 346). 45) Cam. beruft sich in der Kang. p. 353 (cf. Invocatio Sanct. p. C.) auf ein Wort des Epiphanius (contra Colyridianos), ein Werk, das er vor vielen Jahren in einer Handschrift gelesen, die ihm Dr. Joh. Lange, der bekannte Professor d. Theol. in Erfurt, geliehen. Cf. Annotat. ad ch. 304 im Anhange d. lat. Editio. 46) Cf. Invoc. Sanct. pag. B. 6 ff. 47) Cf. ib. pag. B. 4 und die Gleichstellung der Reliquien der Heiligen mit den in heidnischen Tempeln aufbewahrten Waffen der Heroen: die Lanze Achills, das Scepter Agamemnons, die Leier des Orpheus, das Haar der Isis in Memphis, das Schwert Petri, die vom Himmel herab gesandte Fahne des h. Georg (p. 358). Cf. auch Histor. Apostolor. p. 119: „auf Patmos die rechte Hand des Apostels Johannes, mit der er die Apokalypse geschrieben"; die „silbernen Schlüssel des Petrus" (nach Theodorus Studites); dagegen ib. p. 182: „Die wahren Reliquien der Apostel sind ihre Schriften“. -48) Aus Döllinger I. 513, cf. Kampschulte II. p. 272 Anm. und Wedewer im Kirchenlexikon II. p. 1760, Freiburg i. Br. 1883.

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Reich nicht von dieser Welt, das Reich Gottes. Diese unsichtbare, ideale Kirche ist ihm (pag. 361/8.) „die allgemeine (d. h. katholische) Kirche, die räumlich unbegrenzt, nicht in der Menge der Bekenner besteht, auch nicht durch irdische Macht gesichert, noch weniger durch Vererbung des Prinzipates gefestigt wird. Sie ist vielmehr die himmlische Gemeinschaft, in welche die über den ganzen Erdkreis hin zerstreuten Kinder Gottes von Christo gesammelt werden. In sichtbarer Gestalt existiert diese ideale Gemeinschaft in ihren auf Erden vorhandenen Herbergen (лaqozíα), d. i. in den Versammlungen der Berufenen. Wie nun alle Angehörigen des römischen Reiches überall auf dem Erdkreis unter dem römischen Gesetze stehen, so müssen die Bekenner des Christentums załoλızaç, d. h. nach dem Gesetze der allgemeinen Kirche d. i. nach dem Gesetze des Gottesreiches leben. Deswegen werden bisweilen mit homonymem Ausdruck auch jene sichtbaren Herbergen mit dem Namen der katholischen Kirche bezeichnet. Der Herr der Kirche, der Gottessohn, unser Herr Jesus Christus hat selber das sichere Kennzeichen gegeben der Mitgliedschaft der heiligen allgemeinen Kirche, wenn er sagt: „Nicht alle, die Herr Herr sagen, sind Kinder des Reiches, sondern die den Willen Gottes thun. „Das aber ist der Wille Gottes, dafs wir glauben an den Sohn, und jeder, der den Sohn siehet und glaubet an ihn, der hat das ewige Leben", Joh. c. 6. — So hat diese allgemeine Kirche allein von dem Worte Gottes ihre Gestalt und unterscheidet sich dadurch von allen andern Gemeinschaften in der ganzen Welt. Man belegt freilich, in der Absicht oder ohne die Absicht die Einfältigen irre zu machen, das Papsttum schönrednerisch mit dem Namen der katholischen Kirche, jenes Institut, das einem weltlichen Gemeinwesen ganz ähnlich sieht und eine fest geschlossene Hierarchie von reichen und mächtigen Kardinälen, Bischöfen und Äbten bildet. So jemand dawider redet, droht man mit Kerker, mit schauerlichen Foltern, mit Tötung durch Schwert, Feuer und mit anderen gräfslichen Todesarten. Verbannung und Einziehung des Besitztumes sind im Vergleich mit den angedroheten Strafen noch als Wohlthaten anzusehen. - Eine andere Verteidigungsweise kennt man nicht als Verfolgungssucht und Gewaltmafsregeln gegen die andersdenkenden, obschon es nicht Sache der rechtgläubigen Kirche sein sollte zu verfolgen, vielmehr es ihre Pflicht sein müfste, durch die Waffen des Wortes und der Wahrheit ihre Widersacher zu überwinden. Der hohe Wert der allgemeinen Kirche, das weifs ich sehr wohl, ist im Laufe der Zeiten bald mehr, bald minder sichtbar geworden, wie auch die Sonne bald im reinsten Glanze strahlt und bald, verdunkelt, hinter Wolken steht; und wie der Rose Purpur einmal sich frei entfaltet, ein andermal unter Dornen sich verbirgt. Gleichwohl scheint trotz des bewölkten Tageshimmels die Sonne weiter, und auch die Rose blühet, unter den Dornen verborgen, stille fort: ebenso wird die Kirche bisweilen von Finsternis umhüllt, ihr weithin schimmernder Bau wird vom Schatten menschlicher Schwäche und von den Wolken des Irrtums verdunkelt; ihr Zweck entschwindet dem Bewusstsein der Zeit; dennoch vergehet die Kirche selber nie. Wo aber weder die Wahrheit in der Lehre noch ein Gott wohlgefälliger Wandel gilt, da kann von einer katholischen (allgemeinen) Kirche ebenso wenig die Rede sein, wie man bei den Kimmeriern von einem Tage, bei einem Gewirr von stachelichtem Unkraut und Disteln von einer Rosenhecke reden könnte".

„Der rechte Glaube geht darum nicht zu Grunde, weil er von Zeit zu Zeit durch das Gewölk der Lüge und der Heuchelei bedecket und getrübt, kaum noch erkennbar ist. Wie in den Bergen das reine Gold und Silber nur in ganz winziger Menge unter der Hülle der Schlacken gebrochen wird, so ist die Zahl der wahrhaft Gläubigen in der gesunden und reinen Kirche immer nur gering" (p. 361/8).

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