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Tage darauf durch einen kühnen Handstreich gegen die fouragierenden Schweden, wobei diese mehrere höhere Offiziere verloren, die Scharte auswetzen'). Am 15. Oktober übergab Königsmark Stralsund, welches 50 Jahre früher allen Angriffen Wallensteins siegreich widerstanden hatte; und durch die Kapitulation Greifswalds am 6. November wurde die Eroberung Pommerns vollständig.

Hiermit endigen Friedrichs Kriegsdienste; am preufsischen Winterfeldzug nahm er aus Gesundheitsrücksichten nicht mehr teil, sondern begab sich im Dezember nach Hessen, um das von einem älteren Bruder an Darmstadt verpfändete Amt Homburg wieder einzulösen). Dort nahm er auch seit 1679 seinen Wohnsitz3); und als 1681 der letzte seiner Brüder kinderlos starb, schied er aus dem brandenburgischen Heere, um die Regierung der Landgrafschaft anzutreten.

Homburg war ein Reiterführer von scharfem taktischem Blick und hervorragendem Organisationstalent; die grofse Leistungsfähigkeit der Kavallerie unter seinem Kommando zeigt der Ritt vom Rhein zum Rhin und die Reiterschlacht, welche denselben so glänzend abschlofs. Er ist lebhaft sanguinischen Temperaments; „tapfer wie ein Löwe"), ein Freund von Gefahren und, wie Buch zu erzählen weifs, von Trinkgelagen; empfindlich und aufbrausend, doch schnell versöhnt und ritterlich liebenswürdig: trotz seines einen Beines die feurigste, zuweilen überschäumende Reiternatur, auf welche das Verhältnis zu Kurfürst Friedrich Wilhelm erziehend wirkte. Wer aber meint, er habe in unedler Weise auf seine Verdienste gepocht und sich überschätzt, thut ihm unrecht; der Bericht an seine ,,allerliebste Frawe" über Fehrbellin ,,zuweilen mufst ich lauffen, zuweilen machte ich lauffen ist der Ausdruck soldatischer Anspruchslosigkeit und Einfachheit; und des Kurfürsten eigene Schwester urteilt: „Dem redlichen Landgraf ist nicht eins gedankt vor dem, das er bei Fehrbellin gethan; also geht es in der Welt: die Pferde, die den Haber verdienen, bekommen am wenigsten"). Er hatte viele Freunde und war im Heere allbeliebt; als er 1675 fortging, herrschte lebhaftes Bedauern, und nicht geringere Freude, als er zurückkehrte. Kein Wunder, dafs der ritterliche Landgraf mit dem silbernen Bein" zu einer populären Figur und zum Mittelpunkt der volkstümlichen Tradition wurde, welche sich an die Vorgänge von Fehrbellin knüpfte und durch Heinrich v. Kleist die schönste dichterische Gestaltung erhielt.

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1) Buch zum 2. Oktober 1678.

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2) Darauf beziehe ich Derfflingers Briefe vom Januar und Februar 1679, worin er Homburg zu seinen „obhabenden wichtigen Verrichtungen“ und „weitläufigen expeditiones" Glück wünscht. Für Verdys Behauptung einer diplomatischen Sendung fehlt jeder Beweis. Vergl. oben 4.

3) Wyfs 521. Dagegen schreibt Verdy, dafs Homburg 1679 Gouverneur von Magdeburg geworden sei (?).

4) Buch zum 22. Dezember 1674.

5) Hedwig Sophie, Landgräfin von Hessen, an Freih. v. Schwerin. Cassel 19. Okt. 1675.

Druck von W. Pormetter, Berlin

O

K. Wilhelms-Gymnasium in Berlin.

Schuljahr 1886/87.

Jahresbericht

womit zu der

am 5. April

vormittags 9 Uhr und nachmittags 4 Uhr

stattfindenden

öffentlichen Prüfung

ehrerbietigst einladet

der Direktor

Professor Dr. O. Kübler.

Voran eine Abhandlung des Oberlehrers Herrn Dr. Emil Schmiele, Zur Geschichte des schwedisch-polnischen Krieges von 1655 bis 1660. Graf Christoph Karl von Schlippenbach. Teil I.

1887. Progr. Nr. 57.

Berlin, 1887.

Buchdruckerei von Trowitzsch & Sohn.

Leipziger Strafse 188.

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Res gessisse minus fert, puto, laetitiae.
Nam quidquid facias: non est fecisse supremum,
Sed quo consilio singula quaeque pares.

Quid vero maius nos urit Relligione?

Quid nobis Patriae carius esse potest?

Ast altissimus est, qui illam regit, Induperator:
Nil igitur maius Rege Deo Patria.

Ille Deum patriamque colit coliturque vicissim

Annos per denos quid simile est? - novies! Primum erit hoc semper, sed et illud discite, magnum est Namque futura docet iungere praeteritis

Unice in antiquis fas ponere fundamenta :

Quo altior est radix, celsior arbor erit. Hisce ex ominibus puerorum fingere mentes Officium est: fingi cernere gratia erit.

Zur Geschichte des schwedisch-polnischen Krieges

von 1655-1660.

Graf Christoph Karl von Schlippenbach.

Von E. Schmiele.

Als am 14./24. Oktober 1648 endlich nach jahrelangen, mühevollen Verhandlungen der Friede geschlossen war, welcher dem dreifsigjährigen Kriege ein Ende machte, und nun in allen Teilen Deutschlands die Waffen ruhten, da mag wohl allenthalben die Friedenskunde freudig und voll froher Hoffnung begrüfst worden sein. Hatte die verheerende Kriegesflamme doch alle Landschaften unseres Vaterlandes bald mehr bald minder ergriffen und allenthalben die Drangsale eines so langandauernden Kampfes allen Ständen gleichmässig fühlbar gemacht.

Und doch waren noch zahlreiche Schwierigkeiten zu überwinden, bevor dieses Friedenswerk nun auch wirklich ausgeführt wurde, und die jahrelangen Beratungen von Münster und Osnabrück fanden ein Nachspiel in den sich beinahe unmittelbar daran schliefsenden Verhandlungen zu Nürnberg. Andererseits, waren auch beinahe alle europäischen Mächte an diesem Frieden beteiligt und auf diesem Friedenskongresse vertreten, so blieb doch im Westen ein Kriegsfeuer, welches noch ein Jahrzehnt lang weiter loderte und beständig in die deutsche Westmark hinüberzuschlagen und diese Gebiete von neuem zu ergreifen drohte: der Kampf Frankreichs und Spaniens. Eine ähnliche Gefahr drohte im Osten. Denn mochten hier auch die Waffen zwischen Schweden und Polen nun schon beinahe 20 Jahre ruhen, so war es doch eben nur ein Waffenstillstand und ein sicherer Friede bei der Hartnäckigkeit beider Teile noch in weitem Felde. Und eben hier brach nach etwa sechs Jahren ein neuer Krieg aus, der sehr bald die deutschen Ostseelande in Mitleidenschaft zog, der bekannte schwedisch-polnische Krieg von 1655-1660. Wird dieser Kampf für uns Deutsche stets von dem allergröfsten Interesse sein, weil er zum erstenmale die Waffen eines deutschen Fürsten, unseres Landesherrn, in siegreicher Schlacht gegen die Polen denen der Schweden ebenbürtig erscheinen sah, und weil in ihm die Ostmark unseres Vaterlandes, welche so lange unter polnischem Scepter gestanden hatte, wieder und bleibend für unser Volk zurückgewonnen ward, so bietet er auch, vom schwedischen Standpunkte aus betrachtet, ein überaus grofses Interesse. Er steht gewissermafsen in der Mitte zwischen den Kriegen von Gustav Adolf und Karl XII. Wie jener zuerst die schwedischen Waffen in die Weichsellandschaft führte, wie dieser zum letztenmale wie ein Sturmwind über Polen daherbrauste, so hat Karl X Gustav in dem Kriege von 1655-1660, seinem Oheim gleich, Polen vor den schwedischen Waffen erzittern lassen und festen Fufs an der preufsischen Küste gefafst, seinem Enkel gleich nach stürmischem Siegeslaufe doch schliefslich die schon erkämpfte Beute aus den Händen verloren. Der schwedisch-polnische Krieg ist gewissermafsen ein Nachspiel des dreifsigjährigen Krieges, und doch ist es bereits ein neues Geschlecht, dem wir hier begegnen. Gustav Adolfs treuer Kanzler Axel Oxenstjerna war tot, tot war des Königs gröfster Schüler Leonhard Torstenson. Neben dem Könige Karl X Gustav, damals 33 Jahre alt, erscheinen vorwiegend jüngere Kräfte an der Spitze der Truppen und im diplomatischen Dienst. Unter ihnen befindet sich, mit dem Könige beinahe in gleichem Alter, je weiter desto mehr von Bedeutung, namentlich für Schwedens Beziehungen zu Brandenburg, Graf Christoph Karl von Schlippenbach. Den Lebensgang und die Wirksamkeit dieses Mannes darzulegen ist die Aufgabe der folgenden Darstellung, bei der es unvermeidlich sein wird, auf die schwedische Politik jener Zeit überhaupt einzugehen.

Zunächst folgt das Leben des Genannten bis zur Thronbesteigung Karls X Gustav, weil schon hier die Eigenart dieses Mannes, sein zuversichtliches, keckes, dabei doch sorgfältig berechnendes und das Ziel unverrückt im Auge behaltendes Wesen hervortritt.') Auf gröfserer Bühne thätig zu sein war ihm nur ein verhältnismäfsig kurzer Zeitraum beschieden; nicht lange nach dem Tode seines Königs fand er, auch von der neuen Regierung geschätzt und mit wichtiger Mission betraut, erst 36 Jahre alt, in den Wogen der Ostsee seinen Tod.

Christoph Karl von Schlippenbach entstammt einem alten edlen Geschlechte aus der Grafschaft Mark, das auch nach Ausweis der Urkunden (Provinzial-Archiv zu Düsseldorf) im Bergischen und Clevischen begütert war. In dieser seiner Heimat ist es seit dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts nicht mehr nachweisbar, dagegen erscheinen bereits im Beginne des sechzehnten Jahrhunderts Glieder desselben Geschlechtes in den Landen des deutschen Ordens, in Kur- und Livland, und hier wurde auch Christoph Karl am 1./11. Januar 1624 geboren. Sein Vater war Christoph Schlippenbach, Erbherr auf Salingen in Kurland (Oberhauptmannschaft und Kirchspiel Goldingen), seine Mutter Anna Maria von Manteuffel, genannt Zöge. Ueber ihres Sohnes Erziehung und über den von ihm genossenen Unterricht liegen keinerlei Nachrichten vor; sie werden sich wohl von der damaligen Bildung der jungen Edelleute nicht viel unterschieden haben. Auch wann er das elterliche Haus verlassen hat, steht nicht fest; jedenfalls ist es schon früh geschehen, möglicherweise war die Veranlassung dazu der Tod der Mutter und die abermalige Vermählung seines Vaters. Es war ganz natürlich, dafs er die militärische Laufbahn erwählte und in die Dienste desjenigen Staates trat, welcher der mächtigste in diesen Gebieten war, dem jungen Edelmanne die Aussicht auf Waffenruhm und Reichtum gewährte, zudem bereits zahlreiche Jünglinge aus diesen Landen unter seinen Fahnen vereinigte, in die Dienste der Krone Schweden. Im Alter von 20 Jahren nahm er, wie das Grafendiplom erwähnt, an dem siegreichen Kriege Schwedens gegen Dänemark teil, der im Jahre 1645 zu dem Frieden von Brömsebro führte. Nach dem Friedensschlusse finden wir ihn in den Winterquartieren in Deutschland, was darauf schliefsen läfst, dafs er mit der deutschen Armee unter Torstenson gegen Dänemark gezogen war. Aus diesem Jahre ist ein Schreiben Schlippenbachs (Dat. Helmstadt 10. Novbr. 1645. R. A. z. St.) erhalten,) welches an den Grafen Magnus Gabriel de la Gardie, Obersten der schwedischen Garde, nach Stockholm gerichtet ist; ein Schreiben, aus welchem hervorgeht, dafs er in dessen Regiment eine Kompagnie befehligte. Er versichert den Grafen seines grössten Eifers, empfiehlt sich dessen Huld und berichtet, dafs er zu Kopenhagen gewesen, um daselbst Werbungen zu versuchen. Obwohl durchaus keine öffentlichen Werbungen gestattet seien,,,zudem es auch sehr heifse Pflaster da giebt", habe er doch zur Verstärkung seiner Kompagnie,,15 auserlesene alte deutsche Knechte darausgebracht, welche ihm aber bei 200 Reichthalern zu stehen gekommen". Indessen halte er es für seine Schuldigkeit,,,den letzten Heller dabei aufzusetzen“, in der Hoffnung, diesen seinen Eifer anerkannt zu sehen. Zum Schlufs bittet er um Urlaub, um auf kurze Zeit nach Stockholm zu kommen. Graf Magnus de la Gardie, damals ein junger Mann von

1) Biographiskt lexicon öfver namnkunnige Svenska Män. Fjörtonde Bandet. Första Häftet. Upsala 1847 p. 66 giebt nur die Hauptthatsachen, nicht viel mehr als die Stammtafeln aus dem Ritterhause. Ein Aufsatz im Korrespondenten von und für Deutschland No. 272 (Nürnberg 29. Mai 1870), welcher mir im Manuskript des Autors, des Rektors und Archivars Dr. Lochner in Nürnberg, vorliegt, behandelt nur die Beziehungen Schlippenbachs zu der Familie Praunfalck, besonders ausführlich alle sich in Nürnberg abspielenden Vorgänge. Ein ganz kurzer, nur die Hauptdata enthaltender Lebensabrifs ist beigefügt dem Aufsatze von A. v. Eye,,Karl Friedrich (sic!) Christoph von Schlippenbach auf dem Sandrartschen Bilde des Friedensmahles zu Nürnberg" im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Jahrgang 1868. S. 51-53. 90-92.

In dem folgenden ist aufser dem gedruckten und an den betreffenden Stellen angegebenen Material benutzt worden einmal der Briefwechsel Schlippenbachs mit der Familie Praunfalck 1650-1655, buchstabengetreu nach den Originalen abgeschrieben von dem bereits erwähnten Nürnberger Archivar Dr. Lochner, und eine grofse Anzahl Briefe Schlippenbachs an den König, Axel Oxenstjerna, Magnus Gabriel de la Gardie u. a. aus schwedischen Archiven, vorzüglich dem Königlichen Reichsarchive zu Stockholm stammend und gleichfalls in buchstabengetreuen Abschriften vorliegend. Für die bereitwillige und uneingeschränkte Überlassung dieses im Besitze der gräflichen Familie 'befindlichen handschriftlichen Materials für die vorliegende Arbeit ist der Verfasser dem Herrn Grafen Albert von Schlippenbach zu lebhaftem Danke verpflichtet.

2) Bei der Wiedergabe der Briefe hier und an den folgenden Stellen ist nur die Schreibung nach dem jetzigen Gebrauche gewählt, sonst aber nichts geändert worden.

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