Die Scene stellt ein Prunkgemach im königlichen Schlosse dar. Rechts ein improvisirter Thron im Barockgeschmack. Links im Mittelgrunde ein Windschirm, mit Tisch und Sesseln dahinter. In der Mitte eine Staffelei. ERSTE SCENE. DIE KÖNIGIN in faltigem Krönungsmantel auf dem Throne. DER MALER mit der Palette in der Hand, malend. EIN KIND ALS AMOR, an der Lendendraperie aufgehängt, schwebt links von der Königin, eine Krone über ihrem Haupte haltend. Den Hintergrund und die linke Seite füllen Damen und Herren des Hofstaates, darunter DIE TAUBE HOFDAME, DIE SCHLÄFRIGE HOFDAME, DER MARQUIS IN ROSA, DER MARQUIS IN BLASSBLAU. GESANG DER HOFDAMEN (vom Marquis in Blassblau dirigirt). Zephyr steigt zum Morgenrot, Von geschwellten Rosenpfühlen. Er will die heisse Not In dem silbernen Thaue kühlen ; Da er sich ja trösten muss, Dass der Traum die Glut nur schürte, Dass ihm Luna's eis'ger Kuss Kaum den lechzenden Mund berührte. * Alle Rechte, besonders das der Aufführung und Uebersetzung, vorbehalten.— Entered at Stationers' Hall, London. Und Aurora's Purpurbrunst Schauet ihn in Thränengüssen. DIE KÖNIGIN (gähnend). O Majestät! DER MARQUIS IN BLASSBLAU. DIE KÖNIGIN. Ihr seid Poet, Marquis? DER MARQUIS IN BLASSBLAU. O Majestät, bisher war ich es nie, Allein wer sollte nicht in Versen sprechen, DER AMOR (fängt zu weinen an). DIE ERSTE HOFDAME. Was fehlt ihm ? DIE ZWEITE HOFDAME. Ach der süsse Kleine ! DIE ERSTE HOFDAME. Sei brav! Hübsch brav! Hier ist ein Pralinee! DER AMOR. Ich möchte 'runter ! Ich hab' kalte Beine! DIE KÖNIGIN. O fi! Das Wort tut meinen Ohren weh. DER MARQUIS IN ROSA. Verzeihung, Majestät, es weiss der Kecke Gewiss nicht, dass man nur von Rosen, Lilien DIE KÖNIGIN. Erziehung, scheint mir, fehlt dem kleinen Mann, DER MARQUIS IN BLASSBLAU. Man wähle drum fortan zu diesem Zwecke Nur Kinder aus den besseren Familien. DIE KÖNIGIN. Und Ihr, verehrter Künstler, sagt kein Wort? DER MALER. Das Wort zu nehmen schickt sich nicht für jeden ; Doch darf ich bitten, schafft den Bengel fort. DIE KÖNIGIN (winkt lachend, zwei Hofdamen binden ihn los DER MARQUIS IN ROSA. Welch eine Sprache ! DER MARQUIS IN BLASSBLAU. DER MARQUIS IN ROSA. Wie selbstbewusst ! DER MARQUIS IN BLASSBLAU. Und sie in ihn vernarrt ! DIE KÖNIGIN. Nein, lieber Meister, sprecht! Denn selten ward DIE KÖNIGIN. Ja wol! Man suche den, Der ohne Hoffnung auf erschlich'nen Preis In Anmut pflegt, was seiner Seele teuer ; Doch Ihr Ihr könnt das bisschen Liebesfeuer DER MARQUIS IN BLASSBLAU. O, das ist tötlich fast. DIE KÖNIGIN. So wehrt Euch doch und schleppet nicht die Last, DER MARQUIS IN BLASSBLAU. Ihr seid mir lieb. Ich denke ja nichts schlecht's! Ihr stört nicht meine Ruh Doch, lieber Meister, was sagt Ihr dazu? DER MALER. Ich bitte, Majestät, noch mehr nach rechts. DIE KÖNIGIN (lachend). Und das ist Alles? Was in diesem Saale Sich sonst ereignen möge, rührt Euch nicht? DER MALER Verzeihung, Majestät, das Tageslicht Ist sparsam, und im Uebrigen ich male. DIE KÖNIGIN. Den schauet an! Dem gilt ein Lichtstrahl mehr, Als aller Liebe närrisch-bunter Reigen. Nicht wahr?.. Seht, selbst sein Schweigen und Verneigen Bedeutet noch entschlossne Gegenwehr. DER MALER. Herrin, vergebt, wenn Worte und Gebaren Anlass und Grund zu irr'ger Deutung waren. Ich rede nun, da Ihr mich reden hiesst : Ein jeder Lichtstrahl ist ein Strahl der Liebe, Der Leidenschaften Sturm, das scheue Spiel Des Halbempfindens das verzagte Schwingen Der müdgehetzten Hoffnung, und wie viel Sonst in uns lebt, in diese Farben bringen (zeigt auf die Palette). Wo sich das ganze, weite Weltall bucht, Wo, wenn in Wahrheit unsre Sinne darben, DIE KÖNIGIN. Ihr nennt Euch arm und seid doch reich, Wie, Majestät? DER MALER. DIE KÖNIGIN. Gleich einem Harpagon So hütet Ihr die Schätze Eurer Seele, Dass man Euch ja um kein Gefühl bestehle. DER MARQUIS IN BLASSBLAU. Sie heizt ihm ein. |