DER MALER. Was treiben die? O weh, wenn die sich freuen! was gehet das Gewürm mich an ? DER MARQUIS IN BLASSBLAU. Jetzt senden wir zum Marschall eil'ge Boten aus, Wir halten selbst im Vorsaal uns versammelt, Und während diese arme, tote Maus ! Pardon nein, Spatz ihr seine Liebe stammelt, DER MARQUIS IN ROSA. Sehr wol! Doch wenn hier drinnen nichts geschehn, Was dann ? DER MARQUIS IN BLASSBLAU. Seid unbesorgt. Den Augenblick zu fassen, Mehr braucht es nicht. Sie kann es ja nicht lasser, DER MARQUIS IN ROSA. Famos! Brillant! Ein herrlich Argument ! (Zum Maler mit tiefem Bückling, den alle nachmachen.) Verehrter Mann, gewährt uns Euch zu grüssen ! DER MALER (sehr höflich). Mein Gruss entspricht der Schätzung, die Ihr kennt. DER MARQUIS IN BLASSBLAU. Wir legen unsre Schätzung Euch zu Füssen ! (Unter abermaligen Bücklingen, die der Maler gut gelaunt erwidert, gehen die Marquis durch die Mitte ab.) DER MALER (malt lächelnd weiter). DRITTE SCENE. DER MALER. DER KAMMERDIENER. Dann DIE TAUBE HOFDAME. DIE SCHLÄFRIGE HOFDAME. DIE KÖNIGIN. DER KAMMERDIENER (von links hereinkommend, grüsst den Maler mit herablassendem Kopfnicken und geht zum Thron hinüber). DER MALER. На - was?... Ach so! (Lacht laut.) Curiose Welt, Wo der Lakai den Kopf am höchsten hält ! DER KAMMERDIENER (stellt sich, nachdem er die Kissen zurechtgerückt hat, vor die Staffelei und beäugelt das Bild). Was soll's? DER MALER (unwirsch). KAMMERDIENER. (süss, kennerhaft) Ach diese Grübchen in den Wangen! So MALER (hell auflachend). DER KAMMERDIENER (die Tür links öffnend, verkündet). DER MALER. Ich spür' ein Bangen Da drin, und eine Stimme sagt mir: Flieh'! Zwar manche Dummheit hab' ich schon begangen, Doch Königinnen liebt' ich nie. Nimm Dich in Acht! DIE BEIDEN HOFDAMEN (sind während seines Selbstgesprächs eingetreten und haben rechts und links von der Tür Posto gefasst. Ihnen folgt) DIE KÖNIGIN (nickt dem Maler herzlich zu und nimmt, wie vorhin, auf dem Throne Platz). Mein lieber Jean, ich muss Dich jetzt entbehren. Bleibe nicht zu spät. VIERTE SCENE. (Fean ab.) DIE KÖNIGIN. DER MALER. DIE TAUBE HOFDAME (die sich hinter den Windschirm setzt). DIE SCHLÄFRIGE HOFDAME (welche alsbald einschläft). DIE KÖNIGIN. Nun, Meister, sagt: was macht der Genius? DER MALER. Er läuft der Schönheit nach, o Majestät! DIE KÖNIGIN. Doch da die Schönheit nicht mehr weilt auf Erden, DER MALER. Wie? Glaubten Majestät, er schweif' in's Blaue ? Er weilet just am Ziel und ruft : O schaue ! Ich wusste nicht, mein teurer Meister, Dass Ihr zu Höflichkeiten so bereit. Nun wol! Ihr schrittet als ein vielgereister Und vielgerühmter Mann stets auf der Menschheit Höh'n ; So habt ein Herz und sagt mir ohne Zaudern, DER MALER. Spräch' ich als Mann, so wär' ein jedes Wort Verwischter Dunst, geschaut von einem Blinden, DIE KÖNIGIN. Das sprach der Maler. Doch was spricht der Mann? DER MALER. Der hat kein Urteil, Majestät! DIE KÖNIGIN. Wie schade! Man hört ja dies und jenes dann und wann, Doch das vor Allem scheint mir fade. Auch muss man strenge sein und immer dämpfen - dämpfen; Ihr braucht das nicht. Drum sag' ich Euch diskret : Ich kann den Argwohn nicht bekämpfen, Dass es mit meiner Schönheit abwärts geht. Ja wol. Ich näh're mich den Dreissig, Und die Matrone liegt im Hinterhalt. Zwar tu' ich, was ich kann. Man soignirt mich fleissig, Auch schickte mir mein sel'ger Bruder Dann pfleg' ich mich mit Liliensaft zu waschen Und ab und zu Arsenbonbons zu naschen. Das ist sehr gut - die Augen glänzen Und in die Wangen strömt das Blut (erschrocken.) Mir scheint ich mach' Euch Confidenzen. - DER MALER. Betrachtet mich als Sache -- als leibeigen! DIE KÖNIGIN. Und Ihr versteht zu schweigen? Sagt mir-schwört ! DER MALER. Was Ihr nicht wollt, das hab' ich nicht gehört ; DIE KÖNIGIN. Aus Euch spricht hoher Sinn und edler Wille, D'rum will ich Eurem Herzen zeigen, Wie man ihm Gnaden gibt in aller Stille. DER MALER (bebend). Bin ich des wert? Wenn's morgen Euch gereute? DIE KÖNIGIN. Ich kenne nicht das morgen, nur das heute. Mein müder, flügellahmer Sinn Entschwebt in ferne Zukunft nie, Denn ach! Ich arme, arme Königin Ich leide schwer an der Melancholie. Ich hab' zu viel Gemüt. Ich sagt' es schon. Und dann: Ich langweil mich auf meinem Thron. Wo DER MALER. Majestät, bedenkt die Damen dort. DIE KÖNIGIN. Ach die! Mir blühet keine Chance, Das habt Ihr nun wol eingesehen Auch mit den Damen nicht. Die hört kein Wort, Die And're schläft sogar im Stehen. DER MALER (lächelnd). Das allerdings... doch wenn ich's recht bedenke — Bedenket nichts DIE KÖNIGIN. gebt mir ein Trostwort nur, Das in der Schwüle dieser Unnatur Wie Waldesatmen sich in meine Seele senke. Ihr seid ein Mann ! DER MALER (für sich, knirschend). DIE KÖNIGIN. So sah ich ihn in meinen Träumen! Ich fühl's, Ihr könnt' auch überschäumen Und hab' ein wenig Angst davor. DER MALER (mühsam an sich haltend). DIE KÖNIGIN. Und dennoch glaubt Ihr, ich sei schön ? DER MALER (ausbrechend). Ja, Ihr seid schön, Ihr - (sich bändigend) Majestät, ich bitte, Ein wenig mehr nach links gewandt. So? DIE KÖNIGIN (wendet den Kopf ganz nach links). |