Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Einschränkung der schönen Künste

auf einen einzigen.

Grundsah.

*************ZIO

Erster Theil,

Woman das Wesen der Künste durch das Wesen des Genies, das sie hervorgebracht hat, festsegt.

D

ie meisten von denen, wel

che die schönen Künste has ben abhandeln wollen, haz ben mehr Begierde, sich zu zeigen, als Genauigkeit'

und ungekunstelte Einfalt dabey sehen lassen. Man urtheile davon aus dem, was der Poez

sie widerfahren ist. Man meynt richtige Begriffe davon zu geben, wenn man sagt, daß sie alle Künste in sich fasse; sie ist, sagt man, aus der Malerey, aus der Musik und aus der Beredsamkeit zusammengefeßt.

Gleich der Beredsamkeit, redet, beweist, erzählt sie. Sie hat, wie die Musik, einen ab gemeßnen Gang, Tone, harmonische Fälle, aus deren Vermischung eine Art cines Concertes entspringt. Gleich der Malerkunst, zeichnet sie die Gegenstände; sie breitet die Farben darüber aus; sie bringt darinnen alle Schattierungen der Matur an. Mit einem Worte, sie bedient sich der Färben und des Pinsels; sie macht sich die Mes lodie und die Accorde zu Muge; sie zeigt die Wahrheit, und weis fie beliebt zu machen.

Das Gebiete der Poesie erstreckt sich über alle Gattungen von Materien; sie bereichert sich mit dem, was in der Geschichte am meisten in die Augen fällt; sie wagt sich auf die Gefilde der Philosophie; sie schwingt sich zur dem Himmel auf, um den Lauf der Gestirne: zu bewundern; sie vertieft sich in die Abgründe, um darinnen die Geheimnisse der Naz tur zu untersuchen; sie dringt bis zu den Todten hindurch, um die Belohnungen der Gerechten und die Strafen der Gottlosen zu sehen; sie begreift mit ihrem Umfange die ganze Welt. Ist ihr diese Welt noch nicht

genug,

genug, so schafft sie neue Welten, die sie mit bezauberten Gegenden ausschmückt, und mit tausend verschiednen Einwohnern bevölkert. Da sie daselbst die Wesen nach ihrem Guts dünken bildet, so bringt sie nichts hervor, als was vollkommen ist; sie übertrifft alle Wers fe der Natur. Sie ist gewissermaaßen eine Zauberkunst, sie weis die Augen, die Einbile dungskraft, den Verstand selbst zu täuschen; und es glückt ihr, durch falsche Erfindungen den Menschen wirkliche Ergeßungen zu verschaffen. So haben die meisten Schriftsteller von der Poesie geredet.

Fast eben so haben sie sich über die andern Künfte erklärt. Voll von dem Werthe der Künste, welchen sie sich gewidmet hatten, haz ben sie uns statt einer genau bestimmten Erz klärung, die man von ihnen foderte, prächtiz ge Beschreibungen gegeben; oder wenn sie es unternommen haben, Erklärungen davon zu machen, so haben sie, da die Natur derselben an sich sehr verwickelt ist, manchmal das Zu fällige für das Wesentliche, und das Wefentliche für das Zufällige gehalten. Manche mal find fie so gar durch einen gewissen schriftstellerischen Eigennuß hingeriffen wors den, haben sich die Dunkelheit der Materie zu Nuße gemacht, und uns bloß Begriffe vor gelegt, die sie nach dem Muster ihrer eignen Werke gebildet haben.

[ocr errors]
[ocr errors]

Wir

[ocr errors]

Wir wollen uns hier nicht damit aufhal ten, daß wir die verschiednen Meynungen über das Wesen der Künste und besonders der Poesie widerlegen; wir wollen vielmehr den Anfang damit machen, daß wir unsern Grundsak fest sehen. Ist dieser einmal buns dig bewiesen; so werden die Beweise, auf die er erbaut seyn wird, die Widerlegung der anz dern Meynungen seyn.

&&&&&&&&

Erstes Capitel.

Eintheilung und Ursprung der
Künste.

s ist nicht nothwendig, daß wir hier mit dem Lobe der Künste überhaupt den Anfang machen. Ihre Wohlthaten kündigen sich genug durch sich selbst an; der ganze Weltkreis ist mit denselben angefüllt. Die Künste find es, welche die Städte erbauet, die zerstreuten Menschen zu einander versam melt, und sie gesittet, leutselig, und zur Gez sellschaft fähig gemacht haben. Da einige von ihnen bestimmt sind, uns zu dienen, andre uns zu entzücken, und noch andre, beides zugleich zu thun: So find sie dadurch gewisfermaaßen eine zweyte Gattung von Elemen ten für uns geworden, deren Schöpfung die Natur unserm Fleiße vorbehalten hat.

Man

[ocr errors]

Man kann sie in Absicht auf die Endzwez cke, welche sie sich vorschen, in drey Arten eintheilen.

Einige haben zu ihrem Gegenstande die Bez dürfnisse des Menschen, den die Natur,sobald er einmal gebohren ist, sich selbst überlassen zu haz ben scheint. Sie hat ihn dem Froste, dem Huns ger und tausend andern Uebeln ausgeseht seyn Laffen, weil sie gewollt, daß die Hülfsmittel und die Verwahrungsmittel, die er nöthig hat, der Lohn seines Fleißes und seiner Arbeit seyn follten. Daraus sind die mechanischen Rünste entsprungen.

Andre haben das Vergnügen zum Gegen stande. Diese haben nirgends, als in dem Schooße der Freude und derjenigen Empfin dungen, welche Ueberfluß und Ruhe hervorz bringen, gebohren werden können. Man nennt sie vorzüglich die schönen Rünste. Derglei chen sind die Musik, die Poesie, die Malerey, die Bildhauerkunst, und die Kunst der Stel lungen und Geberden, oder die Tanzkunst.

Die dritte Gattung enthält die Künfte, welche die Nugbarkeit und die Anmuth zuz gleich zum Gegenstande haben. Dergleichen find die Beredsamkeit und die Baukunst. Durch das Bedürfniß sind sie entsproffen, und der Geschmack hat sie vollkommen gemacht. Sie halten gewissermaaßen zwischen den bei21 3

den

« AnteriorContinuar »